Familienalltag
Hello Family Bloggerin Nadja

Umgang mit schweren Themen

Wir möchten unsere Kinder ja am liebsten in Watte packen. Rundherum soll alles flauschig und knuffig bleiben, mit Regenbögen und Zuckerwattenfeeling. Nichts soll ihr Glück trüben. Aber dann ist da das Leben und die Welt und deren Geschehen, und wir fragen uns immer wieder: Wie sag ich's dem Kind?

Unsere schützende Hand über dem Kind ist eine schöne und gute Sache, doch die Welt piekst rundherum herein, und so ist es unsere Aufgabe, das Kind auf das Leben ausserhalb der Luftpolsterfolie vorzubereiten. 

Bei mir war es so, dass die Kinder, als sie noch sehr klein waren, natürlich noch nicht viel mitkriegten, doch irgendwann sind sie im Kindergarten und in der Schule, und es wird geredet. Über Dinge, die so passieren, über Krieg, Verluste und Ängste. Und auch wenn wir dem Kind am liebsten die Ohren zuhalten möchten, so ist es wichtig, dass wir dem Kind auf eine altersgerechte Weise die Welt erklären. 

Für das Weltgeschehen gibt es richtig gut gemachte Kindernachrichten von verschiedenen Medien, wenn das Kind mehr darüber erfahren möchte. Manchmal ist es aber auch eine schwere Zeit, die die Familie durchlebt, oder das Kind wird gemobbt oder hat schlechte Noten, oder dem Lieblingskuschelhasen wurde im Streit mit der Schwester ein Ohr abgerissen und die elterlichen Nähskills liegen bei Null. Es ist im Grunde egal, wie hoch wir den Schweregrad des Unglücks beurteilen, Kinder durchleben immer wieder schwere Zeiten. Und dabei fragen wir uns: Wie gehe ich selbst mit schwierigen Situationen um? Wie geht mein Kind mit schwierigen Situationen um?

Das Zauberwort heisst Resilienz. Das ist unser seelischer Schutzschild. Die psychische Widerstandskraft. Die ist mal stärker, mal schwächer, und wir können daran arbeiten. Es ist nicht so, dass es die einen haben und die anderen nicht. Resilienz ist eine Fähigkeit, die wir erlernen können. Wie Klavierspielen. Oder Wasserskifahren. Manche können's von selbst schon ganz gut, sind kleine Naturtalente, haben's im Blut, andere brauchen ein wenig mehr Unterstützung. Aber wenn sie sich bewusst auf den Weg machen, kommen sie alle ans Ziel. 

Das Gute daran ist, dass wir sowieso alle, wir selbst und auch unsere Kinder, immer mal wieder an unsere Grenzen kommen. Und das ist in erster Linie mühsam und anstrengend, aber nur so lernen wir damit umzugehen, Lösungen zu finden und jedes Mal ein bisschen mehr über uns hinauszuwachsen. Wer immer in Watte gepackt ist und sein Händchen stets in dem von Mami und Papi wähnt, wird es schwerer haben, Resilienz zu entwickeln. Und auch, wer immer versucht, Krisen zu vermeiden, kann keine Resilienz entwickeln. Wir müssen an unsere Grenzen kommen, um stärker zu werden. Wachstum tut auch immer ein bisschen weh. Und um das zu lernen, ist es nie zu spät. Die nächste schwierige Situation kommt bestimmt.

Für die Resilienzentwicklung sind zwei Faktoren wichtig: innere und äussere. Die inneren Faktoren entwickelt das Kind selbst. Bei den äusseren können wir sie unterstützen.

Äussere Faktoren

  • Liebevoller Umgang innerhalb der Familie. Das Gefühl vermitteln, dass immer jemand da ist. Eine Erziehung mit möglichst wenig Schimpfen. Siehe GFK – Gewaltfreie Kommunikation.
  • Die Kinder mit ihren Ängsten, Sorgen und Gedanken immer ernst nehmen. Ihnen zuhören und nicht immer Ratschläge erteilen, sondern gemeinsam mit dem Kind Lösungen suchen.
  • Mit dem Kind über die schwierige Situation reden, ihm Halt und Trost bieten, erklären, was passiert und dabei helfen, die Geschehnisse einzuordnen.
  • Soziale Beziehungen und Vertrauenspersonen ausserhalb der Familie, z. B. Freunde, Sport- oder Kulturverein.

Innere Faktoren

  • Eine positive Grundhaltung und Einstellung zu sich selbst.
  • Das Gefühl von Selbstwirksamkeit: Wissen, dass man selbst etwas schaffen und verändern kann. Dies fördert wiederum das Selbstvertrauen. 
  • Sozialkompetenz: Die Fähigkeit, Beziehungen zu führen und Kontakte zu knüpfen.
  • Motivation und Mut, an etwas zu glauben, und seinen Weg zu gehen, auch wenn es Hindernisse gibt. 
  • Reflexionsvermögen: die Fähigkeit mit einer gewissen Distanz über Erlebtes nachzudenken und dieses realistisch einschätzen zu können.
  • Wissen, wann man an seine Grenzen kommt, und jemanden um Hilfe bitten können. 

Im Umgang mit schwierigen Situationen können wir unser Kind dahingehend unterstützen, dass wir ihm helfen, Resilienz zu entwickeln und zu fördern. Wir begleiten das Kind, sind für das Kind da, nehmen ihm aber nicht alles ab. Wir hören zu, geben Denkanstösse, fragen aber vor allem das Kind, was es jetzt braucht, und was es selbst denkt, was nun das Richtige sein könnte, um eine Lösung zu finden. Immer und immer wieder. 

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