Familienalltag
Hello Family Bloggerin Deborah

Lügen haben kurze Beine

Lügen. Ein Konzept, welches das kindliche Gehirn erst relativ spät versteht. Was sich diesbezüglich bei unserer Tochter seit ihrem 3. Geburtstag verändert hat und wie mein Mann und ich damit umgehen.

Zum Thema «Lügen» machen mein Mann und ich immer wieder kleine Experimente mit unserer Tochter. Und so stellen wir ihr vermeintlich verhängnisvolle Fragen (natürlich nicht ganz ernst gemeint) wie: «Sag mal, da fehlt die halbe Tafel Schokolade… Weisst du, wer das war?» oder «Wer hat wohl die ganze Erde aus den Pflanzentöpfen genommen und auf den Boden geschmissen?» Bis vor kurzem antwortete unsere Tochter wahrheitsgetreu und pflichtbewusst mit einem «Ich!», ohne, dass sie sich der Konsequenzen bewusst war.

Um ihren 3. Geburtstag herum merkten wir, dass sich in ihren Antworten etwas veränderte. Plötzlich war es nicht mehr sie, die alle Bücher aus dem Regal gerissen oder Mamas T-Shirt als Puppendecke benutzt hat, sondern ihr imaginärer Freund namens Micky Maus. Im Laufe des Jahres wurden die Ausreden raffinierter, die Sündenböcke vielfältiger: Auch ihre Plüschtiere, Puppen, Freundinnen oder der kleine Bruder waren schuld.

Auch Situationen wurden plötzlich ganz anders erzählt, als dass sie eigentlich passiert waren. Dem Papa erzählte sie, dass sie im Kinderzoo mehrere Male auf dem Pony geritten sei, obwohl sie sich in Wirklichkeit kein einziges Mal traute. Auf die Nachfrage, weshalb der kleine Bruder weine, meinte sie, er sei einfach so hingefallen – obwohl Mama genau beobachten konnte, dass sie ihn geschubst hatte.

Doch als sie weiterhin inbrünstig beteuerte, dass es wirklich so gewesen sei, merkten wir, dass das tatsächlich ihre Wahrheit war. In diesem Alter verdrängt das Gehirn oft unangenehme Tatsachen, biegt die Wahrheit so zurecht, dass es für das Kind stimmt. Es lügt nicht absichtlich, sondern weil es sein Gehirn nicht anders kann. Das kann man seinem Kind nicht übelnehmen, oder?

Lügen wirklich bewusst anwenden, also die Wahrheit zu ihren Gunsten verändern, können die meisten Kinder erst zwischen ihrem fünften und sechsten Geburtstag. Wenn es soweit ist, werde ich auf die gleiche Karte setzen wie ich es bereits bei meinem Mann tue. Ich werde ganz klar kommunizieren, dass sie mir alles sagen darf. Dass mir die Wahrheit – egal wie unangenehm – immer wichtiger ist als die Lüge. Und dass ich als ehemalige News-Reporterin und Superspürhund die Wahrheit auf die Dauer sowieso erfahren werde.

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