Bio für die Geschmacksbildung?

Bis ein Kind einen neuen Geschmack akzeptiert, braucht es bis zu 15 Versuche. Aber nicht nur Geduld prägen die Geschmacksvorlieben der Kleinen. Auch andere externe Einflüsse sind dabei wichtig. Was kann Bio dazu beitragen?

Geschmacksbildung bereits im Mutterleib

Bereits im Bauch der Mutter entwickelt das Baby geschmackliche Präferenzen. Je abwechslungsreicher sich die Mutter während der Schwangerschaft ernährt, desto mehr schmeckt dem Kind später. Denn es gilt, was man als Kind lernt, bleibt einem das Leben lang. Dies trifft nicht nur auf Bewegungsabläufe, wie das Gehen oder das Velofahren zu, sondern auch auf die Geschmacksbildung.

Warum mag fast jedes Kind Süsses?

Diese Antwort liegt in der Evolution. Süsse Früchte, Wurzeln oder Knollen haben auf eine energiereiche Mahlzeit hingewiesen. Dies wiederum hat das Überleben gesichert. Somit ist die Süsse immer ein Hinweis für den Körper, dass nun ausreichend Energie kommt. Bei Säuglingen kann dies sehr gut beobachtet werden. Die süsse Muttermilch wird in der Regel sehr gerne genommen und kann ein Lächeln ins Gesicht zaubern.Im Alter von ca. vier Monaten kann das Kind den Geschmack «salzig» erkennen und darauf reagieren. «Bitter» und «sauer» mögen viele Kinder lange nicht. Und zwar deshalb, weil in der Natur häufig giftige Pflanzen diese Geschmacksrichtungen aufweisen. Also schützt sich das Kind, indem es diese Lebensmittel nicht isst. Aber wenn es nicht immer wieder in Kontakt damit kommt, lernt es nie, dass auch saure oder bittere Lebensmittel etwas Feines sind. Mit ca. zwölf Jahren ist die Geschmacksbildung abgeschlossen und das Kind weiss ganz genau, was es mag und was nicht auf seinen Speiseplan soll.

Nicht nur Mutter und Familie prägen die Geschmacksbildung- und Vorlieben des Kindes. So sind familiäre Gewohnheiten und die Kultur, in der das Kind aufwächst, wichtige externe Faktoren. Auch das weitere Umfeld hat einen grossen Einfluss: Sobald das Kind in eine Kita oder zu anderen familienexternen Betreuungspersonen geht, beeinflusst die Esskultur dieses Ortes die Geschmacksbildung und -Vorlieben des Kindes. Dieser Einfluss verstärkt sich mit zunehmenden Alter des Kindes.

Veränderte Geschmackswahrnehmung mit Unterstützung von Bio

Durch den Konsum verarbeiteter Lebensmittel nehmen die Menschen den Geschmack anders wahr. Doch kann der Gaumen den ursprünglichen Geschmack wieder erlernen? Ja, dies ist möglich. Dazu benötigt er möglichst unverarbeitete und natürliche Lebensmittel. Hier kann Bio gut unterstützen. Mit der Bio Knospe ausgezeichnete Produkte dürfen z.B. keine Aromen enthalten. Möglicherweise erscheint ein nichtaromatisiertes Lebensmittel beim ersten Kontakt ungewohnt. Wie immer gilt: «Übung macht den Meister!» Je öfter man solche Produkte isst, desto besser schmecken sie. Nebst dem unerwünschten Einsatz von Aromen und kaum vorhandenen Zusatzstoffen spricht ein weiterer Punkt für Bio: die Sortenvielfallt.

Biologische Landwirtschaft und Sortenvielfalt

In der Schweiz fördert die Stiftung ProSpecieRara die Erhaltung von alten und teilweise fast vergessenen Nutzpflanzen und -tierrassen. ProSpecieRara bringt diese Produkte in Bio-Qualität in den Handel. Ein Paradebeispiel ist die Pastinake: Sie war lange ein Grundnahrungsmittel. Dann kam im 18. Jahrhundert die Kartoffel nach Europa und die Pastinake war nicht mehr interessant. In den 1990er Jahren wurde dank der biologischen Landwirtschaft die Pastinake wieder im grösseren Stil angebaut. Die weisse unscheinbare Wurzel bringt beispielsweise Abwechslung in die B(r)eikost bei Kleinkindern. Auch fördert die biologische Landwirtschaft weitere trendige Sorten wie Urdinkel, Braunhirse oder den Federkohl (Kale). Diese Vielfalt ermöglicht dem Kind – aber auch Erwachsenen – neue Geschmäcker kennenzulernen.

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