Ab wann ist Nachhilfe sinnvoll?

Viele Eltern erachten es als selbstverständlich, ihren Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen, wozu eben auch die Schuldbildung gehört. Bleiben gute Leistungen in der Schule aus, entscheiden sich viele Eltern für Nachhilfe, um ihr Kind bestmöglich zu unterstützen.

Nachhilfe ist keine Seltenheit

Jeder dritte Schweizer Jugendliche geht in der achten und neunten Klasse mindestens einmal pro Woche zur Nachhilfe; ein Fünftel aller Schüler erhält diese Form der schulischen Unterstützung sogar über einen längeren Zeitraum – so die ein wenig überraschenden Ergebnisse einer Studie der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung aus dem Jahr 2012. Die Studie offenbarte auch den Grund für die steigende Zahl an Nachhilfeschülern: die Kantonsschule bzw. die Matur.

Immer mehr Schüler streben den höchsten Schulabschluss an. Mit der Konsequenz, dass die Zahl der Nachhilfeschüler steigt. Auffällig dabei ist, dass es gar nicht immer die schlechten Schüler sind, die Nachhilfeunterricht nehmen. Vielmehr ist es durchaus üblich, dass gute Schüler Nachhilfestunden nehmen, um ihre Leistungen dauerhaft zu halten oder noch zu verbessern. Sie werden also vorsorglich zur Nachhilfe geschickt.

Die Experten stellten noch einen weiteren Trend fest: Die Nachhilfeschüler werden immer jünger. Immer öfter werden sogar schon Primarschüler zur Nachhilfe geschickt. Darunter sind zum einen Kinder, deren Eltern einen ausländischen Hintergrund haben, und die noch nicht so sicher in der deutschen Sprache sind. Zum anderen können Mütter und Väter, die voll berufstätig sind, ihre Kinder nicht mehr so tatkräftig bei den Hausaufgaben unterstützen. Doch es ist nicht nur der Ehrgeiz und die Sorge der Eltern, die Kinder in den Nachhilfeunterricht führen. Immer mehr Schüler ergreifen selbst die Initiative und wünschen sich Unterstützung in ihren schlechten Fächern. Besonders gefragt sind zusätzliche Stunden in Fremdsprachen und Mathematik.

Schlechte Noten - was nun geschehen sollte

Schlechte Noten sind weder für Eltern noch für Schüler eine Freude. Bevor aber nun die Familie zum nächsten Nachhilfeinstitut eilt, um dort etliche Stunden zu buchen, sollten Sie sich als Eltern mit Ihrem Nachwuchs zusammensetzen und nach den Ursachen forschen. Sinnvoll ist es auch, das Gespräch mit dem Klassenlehrer zu suchen: Sie können am besten einschätzen, was der Grund für die schlechten Noten sein könnte.

Versuchen Sie auch herauszufinden, ob Ihr Kind mit dem Unterrichtsstoff des Schultyps überfordert ist. Mangelhafte Noten in mehreren Hauptfächern sind ein Anzeichen dafür. Nachhilfe hilft in diesem Fall meist nur kurzfristig. Der Wechsel zu einem anderen Schultyp ist dann häufig vielversprechender als der Besuch von Nachhilfeunterricht. Wenn die Versetzung gefährdet ist, führt die Wiederholung der Klassenstufe oftmals zu einer Verbesserung der Noten. Wiederholt Ihr Kind eine Klassenstufe, ist es sinnvoll, ihm zusätzlich Nachhilfeunterricht zu geben, damit Ihr Kind sich ihn ruhiger Umgebung und ohne Leistungsdruck erfolgversprechendere Lernstrategien aneignen kann.

Welche Nachhilfe benötigt mein Kind?

Die Ursachenforschung sollte Eltern und Kind auch in einem anderen Punkt voranbringen: die passende Nachhilfe zu finden. Stellen Sie Ihrem Kind dafür unter anderem folgende Fragen: Versteht es den Schulstoff schwer? Kommt es in der Schule gut mit, hat aber noch nicht die richtigen Lerntechniken gefunden? Oder fehlt es an der nötigen Disziplin? Ist zu Hause oder in der schulischen Lerngruppe nicht genügend Ruhe gegeben, damit sich Ihr Kind auf die Hausaufgaben konzentrieren kann? Die Antworten Ihres Kindes helfen Ihnen, die richtige Lernunterstützung zu finden.

Es muss nicht immer eines der teuren Nachhilfeinstitute sein. Unterricht bei einem älteren Schüler aus der Nachbarschaft oder dem Bekanntenkreis führt häufig zum selben Erfolg. Diese Art der Nachhilfe ist trotz der wachsenden Zahl an professionellen Anbietern immer noch am verbreitetsten. Generell gilt, dass das Lernen mit der Unterstützung eines Aussenstehenden besser funktioniert. Nachhilfelehrer, Mitschüler, ältere Schüler oder Studenten kennen sich mit dem aktuellen Lernstoff meist besser aus als die Eltern und familiäre Spannungen bleiben aus.

Unabhängig davon, für welche Art der Nachhilfe Sie sich entscheiden, sollten Sie nicht vergessen, dass ein grosser Teil des Erfolgs vom Schüler selbst abhängt. Er sollte einsatzfreudig und motiviert sein und verinnerlicht haben, dass Nachhilfe eigenständiges Lernen nicht ersetzt. Genauso wenig bringt der Zusatzunterricht etwas, wenn Ihr Kind dort nur widerwillig hingeht. Ist der Druck von Eltern und Schule zu hoch, geraten Schüler schnell in einen Strudel ständiger Überforderung. Nachhilfe sollte nie zu einer Dauereinrichtung werden. Die Schule soll Kindern den Unterrichtsstoff so vermitteln, dass sie ihr Potenzial entfalten können – sie darf sich nicht auf die dauerhafte Unterstützung durch externe Institutionen verlassen.

So finden Sie die passende Nachhilfe

Wer sich umschaut, wird schnell feststellen, dass der Nachhilfemarkt boomt. Da ist es gar nicht so einfach für Eltern, das Passende zu finden. Achten Sie deshalb vor allem auf folgende Punkte:

  • Holen Sie, wenn möglich, Referenzen im Bekanntenkreis ein, um zu erfahren, ob ein Nachhilfeinstitut oder eine Lehrkraft gut und seriös ist.
  • Der Nachhilfeunterricht sollte sich am Lernstoff der Schule orientieren.
  • Ist das Lehrpersonal ausreichend qualifiziert? Die unterrichtenden Lehrer sollten Erfahrung mit Nachhilfeunterricht haben.
  • Es sollte möglich sein, den Lehrer bei Schwierigkeiten zu wechseln.
  • Die Lernatmosphäre im Institut sollte angenehm und ruhig sein.
  • Beachten Sie, dass Einzelunterricht teurer als Gruppenunterricht ist. Jeder Gruppe sollte ein separater Raum zur Verfügung stehen. Ausserdem sollten die Schüler einer Gruppe ungefähr auf einem Level sein und die gleichen Ziele verfolgen.
  • Vergleichen Sie die Preise von mehreren Instituten und für unterschiedliche Unterrichtsformate. Sind alle notwendigen Materialien enthalten? Besteht die Möglichkeit einer kostenlosen Schnupperlektion?
  • Nehmen Sie vor dem Vertragsabschluss ein ausführliches und kostenloses Beratungsgespräch in Anspruch. Lesen Sie sich den Vertrag in Ruhe durch und achten Sie auf eine kurze Kündigungsfrist und Laufzeit. Zahlen Sie auch nicht das volle Kursentgelt im Voraus.
  • Beginnen Sie mit einer kurzen Unterrichtsserie über etwa zwei Monate und einer Unterrichtsstunde pro Woche. So finden Sie heraus, ob sich der gewünschte Erfolg bald einstellt. Falls nicht: weitersuchen und wechseln.
  • Fragen Sie die Lehrkraft regelmässig nach den Fortschritten Ihres Kindes.
  • Wenn die Lernziele erreicht sind, sollte das Institut den Schüler entlassen.
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